Du erzähltest mir einmal, daß du dir als Kind oft gewünscht hast, nie erwachsen zu werden. Du hattest beobachtet, daß die Erwachsenen nicht mehr so gerne Süßigkeiten essen. Die Vorstellung war für dich so schrecklich, daß du lieber auf die Annehmlichkeiten, die das Erwachsenendasein ja auch bietet - wie zum Beispiel: am Abend länger aufbleiben, Fernsehen, was und so viel man möchte, eine kitschige Barbiepuppe kaufen und, und, und..., verzichten wolltest, um die Lust auf Süßes nicht zu verlieren.
Aber deine Beobachtung war, zumindest was unsere Familie betrifft, nicht ganz falsch. Ich erinnere mich, daß Papa und ich am Anfang unserer Ehe sogar mit Grießbrei, über den wir zerlassene Butter gossen und den wir mit Zucker und Zimt bestreuten, zufrieden waren - als Abendessen!
Als ihr klein wart, gab es bei uns sehr häufig süße Speisen. Ich habe süßen Grießbrei gekocht. Wir haben Müsli in den verschiedensten Variationen gegessen, Kuchenreste wurden mit Marmelade oder Früchten und Vanillepudding zu Tutti-Frutti, süße Reis- und Grießaufläufe waren auf dem Speiseplan. Pfannkuchen in jeder Spielart, Kaiserschmarrn mit Nüssen und Äpfeln, Rohrnudeln mit Weinschaumsoße, die mein Vater so gerne aß, habe ich auch gemacht.
Aber im Laufe der Jahre waren die süßen Gerichte immer weniger auf unserem Speiseplan zu finden. Sie ersetzten uns keine Mahlzeit. Wenn Ute in unserer Wohngemeinschaftszeit zum Mittagessen einen Apfelstrudel machte, der immer sehr lecker war, brauchte ich trotzdem vorher mindestens noch eine Gemüsesuppe.
Aber eine kleine Nachspeise muß auch heute noch ab und zu sein. Du allerdings ißt fast nie davon. Entweder läßt dein kleiner Magen dir keinen Platz mehr, oder du hast in punkto Süßigkeiten inzwischen das Greisenalter erreicht.
Da mir doch immer wieder ausgewachsene Exemplare der Spezies Mensch begegnen, die zum Abschluß eines Essens nach einer Süßspeise verlangen, laß ich mir bei Einladungen immer etwas einfallen. Außer den folgenden Möglichkeiten bieten sich für ein gemütliches Essen noch der Käsekuchen und die Apfeltörtchen vom Kuchenkapitel an.
Bei großen Festen solltest auch du die Süßspeisen nicht weglassen. Außer Obstsalat, Roter Grütze oder Tiramisu würde ich meinen Gästen auch immer einen Kuchen backen (Rezept auch im Kuchenkapitel). Der Zitronenkuchen ist zum Beispiel sehr beliebt. Wenn davon etwas übrig bleiben sollte, sind die Gäste hocherfreut, wenn du ihnen ein Stückchen zum Frühstück mitgibst. Nach meinem letzten Geburtstag hätte ich auch noch so gerne ein Krümelchen davon genossen. Aber das Kuchenbrett war leergeräumt. Helling gestand mir ein paar Tage später, daß sie in ihrer Tasche den Knust fand, der besonders gut ist, und ihn mit großem Vergnügen zu ihrem Frühstück verspeist hat. Ich habe sehr gelacht, da es mir gefällt, wenn es meinen Gästen auch noch am nächsten Tag gut geht.
Also berücksichtige, daß weder wegen deines kleinen Magens noch wegen deines "hohen Alters" deine Gäste zu kurz kommen dürfen.