Jetzt werde ich dir doch tatsächlich eine Rezeptgeschichte in das Kochbuch schmuggeln, die nicht für dich bestimmt ist.
Die liebe, barocke Inge Wachinger (von mir Wachi genannt) mit dem reinen Herzen lebt schon viele, viele Jahre mit Kurt Tirpitz (von allen Kurti genannt) zusammen. Alles muß einmal seine Ordnung haben, und so beschlossen die beiden zu heiraten. Für eine angehende Großmutter wurde es auch langsam Zeit.
Zum Kaffee bei Familienfesten machte Inge immer eine Buttercremetorte. Die kannten nun schon alle. Zu einer Hochzeit soll es ja auch etwas besonderes sein. Da entdeckte Inge in einer Frauenzeitschrift ein Rezept, das ihren Vorstellungen nahe kam. Sie zeigte es mir und fragte, was ich davon hielte. (Das hat man nun davon. Kaum schreibt man ein paar Rezepte auf, schon avanciert man zum Koch- und Backguru und ist für alle kulinarischen Fragen zuständig.)
Ich veränderte die Vorlage etwas und meinte dann, so könnte es eine wunderbare Torte zur Hochzeit werden. Aber Inge war unsicher und kam noch zwei, dreimal mit Fragen.
Sicher war ich natürlich auch nicht, und so beschloß ich, die Torte selbst auszuprobieren, um Inge die Angst vor einem Reinfall zu nehmen. Der -schönste Tag im Leben einer Frau- sollte doch nicht durch eine mißglückte Torte getrübt werden.
Sehr früh kam ich an diesem Abend nicht ins Bett, aber die Arbeit schien sich gelohnt zu haben. Als ich Inge am nächsten Morgen anrief, um ihr zu sagen, daß sie sich zum Frühstück nichts am Kiosk kaufen solle, ahnte sie wohl schon, was ich mitbringen würde. Strahlend schnitt sie ihre Torte an und gab jedem von uns ein so großes Stück, daß wir uns das Mittagessen sparen konnten. Die Torte ist also sehr mächtig, aber sie war gelungen. Auch vor Schleckermäulchen Kurti, dem Inge ein Stück mitnahm, fand sie Gnade.
Und mit meinen genauen Angaben hat sie Inge zur süßen Bereicherung des Hochzeitsschmauses gezaubert.
Für den Tortenboden:
6 Eier, getrennt
200 g Zucker
2 Vanillezucker
125 g Mehl
125 g Mondamin
2 TL Backpulver
3 EL Kakao
Für die Füllung:
500 g Mascarpone
4 Eiweiß
6 Eigelb
100 g Zucker oder Puderzucker
2 EL Amaretto
und 3/8 l sehr starken Kaffee
etwa 1/8 l Amaretto
Zur Verzierung:
Kakao
Schokoladenstreusel oder Borkenschokolade
eventuell kleine Amarettomakronen
Den
Biskuitboden mit Kakao backen, erkalten lassen und zweimal durchschneiden.
Das Eiweiß sehr steif schlagen. Damit die Festigkeit bleibt, wird zum Schluß ein EL Puderzucker dazugegeben. Eigelb, Zucker und Amaretto zu einer dicklich weißen Creme verarbeiten - mindestens 10 Minuten mit dem Elektro-Quirl schlagen. Nun Mascarpone gründlich mit der Eimasse vermischen und dann den Eischnee vorsichtig unterheben.
Einen Teil des Tortenbodens mit Kaffee und Amaretto tränken und etwa ein Drittel der Creme darüberstreichen. Mit den beiden anderen Teilen genauso verfahren, so daß den Abschluß eine Cremeschicht bildet. Über Nacht in den Kühlschrank stellen, vor dem Servieren mit Kakao betreuen und nach Belieben verzieren.
Man muß nicht unbedingt heiraten, um seinen Gästen diese Torte zu backen. Es kann allerdings geschehen, daß ein Mann nach dem Genuß dieser süßen Köstlichkeit (Versuchung!) auf die Idee kommt, daß eine Heirat mit der Bäckerin für ihn durchaus von Vorteil sein würde.
Also Vorsicht!