ULLAS ALLERLEI



SPARGEL

Spargel!

Das Wort zergeht mir auf der Zunge. Spargel ist ganz eindeutig mein liebstes Gemüse. Und hier kann ich dir eine genaue Mengenangabe bieten:

Ich brauche für mich allein ein Pfund Spargel, zwei, drei neue Kartoffeln und Semmelbrösel in Butter.

Ich kann die Spargelzeit kaum noch erwarten, und dir jetzt über Spargel schreiben zu müssen, kommt schon einer kleinen Folter gleich. Natürlich kann man heute fast das ganze Jahr über Spargel kaufen. Aber es ist nicht der Preis, der mich davon abhält, mir jetzt Spargel zu machen. Ich hasse den Winter, weiß aber genau, daß mein Körper die Kälte braucht. Es würde mir nie einfallen, den Winter in warmen Gegenden zu verbringen. Vor ein paar Tagen fand ich Bestätigung durch eine Ärztin, die in der Abendzeitung schrieb, daß die vielen Krankheiten zur Zeit auf den milden Winter zurückzuführen seien. Der Organismus brauche, wenn er daran gewöhnt sei, die Ruhepause, die ihm die Kälte im Winter verschaffe. So erkläre ich mir auch, daß ich jetzt ganz selbstverständlich zu Wintergemüsen greife.

Im Mai und Juni aber schlage ich voll zu. Das konnte ich aber nicht immer - der Geldbeutel setzte Grenzen.

Im Mai 1959 besuchten uns meine Eltern in Hamburg. Wir leisteten uns zusammen ein Pfund Spargel. Von den Spargelschalen wollte ich uns am nächsten Tag eine Suppe kochen, wie ich es gewohnt war. Als meine Eltern abgereist waren, stellte ich fest, daß wegen der Wärme alles schon in Gärung übergegangen war. Ich mußte es wegschütten.

Vielleicht ist mir das deshalb in so schmerzlicher Erinnerung, weil es das letzte Mal war, daß ich meine Mutter gesund gesehen habe. Im Januar darauf hatte sie einen Gehirnschlag. Ich habe sie nur noch hilflos in ihrem Klinikbett gesehen, immer voller Sehnsucht, sie würde mich noch erkennen, und mit der Hoffnung, daß sie wieder gesund würde. Sie starb nach 12 Tagen.
Ulla schreibt © 1989 M. Stoewer
Meine Mutter hat mir keine großen Kochkünste vermittelt. Aber sie hat mir mit ihrer Liebe, mit ihrer großen Menschlichkeit und mit ihrer Liberalität einen Weg ins Leben bereitet, der mir ermöglicht hat, frei zu denken und zu handeln. Manchmal habe ich doch von den Möglichkeiten Gebrauch gemacht. Ich hoffe es zumindest.

In den sechziger Jahren war man dann schon etwas anspruchsvoller. Man erhoffte sich Spargel satt.

Michael Werlein brachte von einem Besuch bei seinen Eltern in Baden-Württemberg ein Körbchen Schwetzinger Spargel mit. (Er war mit dem Zug gefahren. Vielleicht ist er damals schon dem kleinen, dicken, schwitzenden Kind begegnet, von dem er euch so oft erzählt hat.) Ich hatte neue Kartoffeln und Erdbeeren gekauft. Wir freuten uns darauf, in Spargel schwelgen zu können. Aber unsere Freunde hatten den siebten Sinn. Während wir noch schälten und putzten, klingelte es drei- oder viermal an unserer Tür in der Silcherstraße. Gerda, Holdrio und noch jemand, an den ich mich heute nicht mehr erinnere, gesellten sich zu uns. So bekamen wir zwar nicht Spargel satt, hatten aber einen schönen Nachmittag und Abend.

In den siebziger Jahren ist es mir dann doch ab und zu gelungen, meinen Appetit auf Spargel zu stillen. Aber es war immer noch etwas Besonderes, man sprach vorher darüber und freute sich auf den Abend. Arne ißt auch sehr gern Spargel. Wir leisteten ihn uns ab und zu. Leider ist es mir nicht nur einmal passiert, daß ich abends die doppelte Menge für mich hatte, weil Arne nicht rechtzeitig den Absprung von Schieweck und seinen Kollegen schaffte. Vom Rest gab es dann den nächsten Tag eine Spargelsuppe.

Als ich Arne vorlas, was ich über Spargel geschrieben habe, fiel ihm sofort eine Geschichte ein, die ich dir nicht vorenthalten will.

Arne hatte sich einmal zwei Pfund Spargel gemacht (wie lange er wohl geschält hat?). Den großen Topf Spargelwasser wollte er nicht wegschütten (wahrscheinlich hatte er die Spargel ganz mit Wasser bedeckt), und so machte er sich am nächsten Tag eine Spargelsuppe. Nun, unser Arneschatz ist mit seinen Kochkünsten noch nicht bis zur Einbrenne oder Bechamelsoße vorgedrungen, so verfiel er auf die Idee, eine Fertigspargelsuppe zu nehmen. Er brachte das Spargelwasser zum Kochen und rührte das Pulver aus der Tüte in den Topf, ließ alles brav aufkochen, wie er es von seinen Fertigsuppen gewohnt war, und füllte sich seinen Teller. Dann nahm er voller Vorfreude den ersten Löffel. Leider aber war die Suppe ungenießbar, nicht weil sie zu heiß, sondern weil sie total versalzen war. Der arme Arne!

Orginalton Arne: "Merke: Salzwasser und Salz in Tütensuppen ergibt doppelt Salz."

In den letzten Jahren hat eine kleine Spargelinflation bei uns stattgefunden, weil Florian ihn so günstig in der Großmarkthalle einkaufen kann. Aber ich bin sicher, daß ich mich an Spargel nicht überessen kann.

Ich mag Spargel am liebsten als Hauptgericht. Du brauchst pro Person:

500 g Spargel
Neue Kartoffeln nach Hunger oder Fassungsvermögen
Butter und Semmelbrösel
etwa 50 g Schinken

Zuerst die Kartoffeln gut waschen und mit der Schale kochen. Neue Kartoffeln kommen bei mir mit der Schale auf den Tisch. Du kannst sie natürlich auch pellen.
Der Spargel wird geschält. Das ist so selbstverständlich für mich, daß ich dachte, darüber kein Wort verlieren zu müssen. Barbara belehrte mich eines Besseren. Sie hatte Spargel geschenkt bekommen und freute sich auf das Abendessen mit Bernhard. Sie hatte noch etwas zu tun, und Bernhard begann schon mit dem Schälen. Er nahm die ungewohnte Aufgabe sehr ernst und als Barbara nach fünf Minuten in die Küche kam, hatten bereits einige Spargelstangen ihre Köpfe verloren. Der Tip also für Spargelanalphabeten: Die Spargelspitzen sind das Beste.

Es gibt übrigens extra Spargelschäler. Ich komme besser mit einem guten Kartoffelschäler zurecht.
Der Spargel wird in wenig Salzwasser etwa 20 Minuten gekocht. Dann nimmst du ihn vorsichtig aus dem Wasser, legst ihn auf eine Schale und übergießt ihn mit Buttersoße mit Semmelbrösel. Du kannst auch die Buttersoße in einem Schälchen auf den Tisch stellen, dann kann sie sich jeder selbst über Spargel und Kartoffeln gießen.

Den Schinken hast du in Röllchen auf einen Teller gelegt. Ich bevorzuge auch hier Parmaschinken für meine Gäste. Ich selbst esse selten davon, damit mir nicht der feine Spargelgeschmack verloren geht.

Salz und Pfeffer stehen für die Kartoffeln bereit.

Statt der Butter kannst du auch eine Sauce Hollandaise machen.

Als Gemüsebeilage zu einem Fleischgericht eignet sich Spargel auch sehr. Hier kann ich mir gut Kalbs- oder Schweinefilet in einer Sahnesoße vorstellen. Dann brauchst du natürlich keine Butter oder eine andere Soße oder Sauce.

Nach einem Spargelessen möchte ich auf Erdbeeren mit Sahne und/oder Vanilleeis nicht verzichten.

REZEPT DES TAGES

JedenTag eine neue Idee! Heute:
INDONESISCHES GULASCH
Gulasch mit feiner Gewürzmischung und vielfältigen Beilagen
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KUCHEN DER WOCHE

Jeden Montag neu!
Diese Woche:
MOHNSTREUSEL
Mohn, Rosinen und ein paar Tricks, fertig ist der leckere Streuselkuchen.
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Besonders ans Herz gelegt bei
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Fast schon eine eigene Rezeptesammlung:

Familie, Frühstück und ein runder Tisch mit einem Durchmesser von 1,35 Metern.

1000 und eine köstliche Anregung zu einem ausgedehnten Frühstück für die ganze Familie und oder den Freundeskreis.
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