Ein Geburtstag ist für unsere Familie immer ein großes Ereignis, das es zu feiern gilt.
Kinder feiert man, weil sie ein Jahr älter geworden sind. Du hast sicher die schönen Feste in der Mauerkircherstraße in Erinnerung, zu denen ihr mindestens eure halbe Klasse eingeladen hattet.
Wir haben uns immer viele Spiele einfallen lassen: die Reise nach Jerusalem, Schokoladeschneiden, Wattepusten, Armer schwarzer Kater, Flaschendrehen, Augenzwinkern und natürlich Topfschlagen, damit jedes Kind mit einem kleinen Geschenk nach Hause gehen konnte.
Papa verschwand jedesmal hinter dem blauen Puppentheater, das uns Frau Domberger geschenkt hatte, und ließ Kasperle viele Abenteuer erleben. Oder er verwandelte sich in einen großen Zauberer. Wenn auch einige Kinder meinten: "Ach, das kenne ich vom Fernsehen", saßen sie trotzdem mit großen Augen und offenen Mündern vor dem Magier Christoph, beobachteten gebannt die Kunststücke und versuchten, hinter ihre Geheimnisse zu kommen.
Zu deinem elften Geburtstag - das war bereits in der Wohngemeinschaft - fühltest du dich schon so erwachsen, daß du uns "Große" zu einem Fondue-Essen eingeladen hast.
Na ja, die Arbeit hatte natürlich wieder ich. Aber ich habe sie gern gemacht. Du saßest wie eine kleine Prinzessin zwischen den Erwachsenen, die sich offensichtlich geehrt fühlten, von dir eingeladen zu sein. Sie brachten dir auch keine Kinderspielzeuge mit. Von Christine bekamst du den schönen alten Teller. Ein anderer schenkte dir einen alten Plattenspieler. Auf den warst du besonders stolz und bist mit Florian ab und zu in Streit geraten, weil er nur von der Kreissäge sprach. Dabei fürchtete Flo nur um deine Schallplatten, da der Tonabnehmer zu schwer war.
Ich denke, daß man so bis zum 30. Geburtstag feiert, weil man älter geworden ist. Dann läßt die Freude darüber ziemlich schlagartig nach.
Aber die Freude am Feiern bleibt. Bei mir jedenfalls. Meine jährliche Feier wird von allen als selbstverständlich vorausgesetzt. Mein Geburtstagsdatum ist ein Fixpunkt im Jahr. Wenn ich jetzt wieder einlade, höre ich ganz sicher von einigen Freunden: "Ich habe schon auf deinen Anruf gewartet." Selbst in der Zeit, als ich wenig Geld hatte (noch weniger!), wurde gefeiert. Jeder steuerte etwas zum Essen oder Trinken bei. Womit ich endlich bei Hellings Käseauflauf wäre.
Während du dich immer auf Gretes Tsatziki gestürzt hast, war und ist mein Favorit der Käseauflauf.
Ich bin Helling sehr dankbar, daß sie ihn mir auch in den Jahren, in denen ich das Büfett weitgehend alleine gemacht habe, mitgebracht hat. Auch dieses Jahr hat sie ihn angekündigt.
So gelobt, kann Helling gar nicht umhin, dir das Original-Rezept aufzuschreiben.
10 Scheiben Toast
4 - 5 Eier
400 ml Sahne
ein wenig Milch
300 - 400 g Gouda
roter Paprika
Salz
3/8 l trockenen Weißwein
Von den zu viertelnden Toastscheiben die Rinde entfernen, kurz in den Wein geben und in einer feuerfesten Auflaufform verteilen.
Den grob geraspelten Käse gleichmäßig darüber streuen. Eier, Sahne, Milch, Paprika und Salz miteinander verrühren, darübergeben und bei 250 Grad 30 Minuten in den Backofen schieben.
Nun, ich denke, daß du auch mit diesen kurzen Angaben von Helling den Auflauf nachbacken kannst.
Ich habe mir allerdings von der lustigen und witzigen Helling ein wenig mehr erwartet. Wie oft haben wir den Käseauflauf bei ihr in den verschiedensten Variationen gegessen - mit viel Spaß und Lachen.