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GEMISCHTES GEMÜSE

GEMISCHTES GEMÜSE Kannst du dir ein Essen aus getrockneten gelben Rüben - so hießen Mohrrüben bei uns in Berlin - vorstellen?

Ich habe sie noch gut in Erinnerung, die getrockneten Gemüse in der Nachkriegszeit. Man mußte sie über Nacht in Wasser einweichen und dann mit Salz garkochen. Dazu kam natürlich die unvermeidliche Einbrenne, angemacht mit ganz wenig Margarine, weil die ja auch knapp war.
Ich erinnere mich, daß wir auch schon mal Kartoffeln mit Muckefuck (Malzkaffee) "braten" mußten, weil kein Fett da war.

Trockengemüse © 1989 M. Stoewer
In meinem Bayerischen Kochbuch von 1954 gibt es noch ein Trockengemüserezept. Da hört man freiwillig mit dem Essen auf. Ich erspare es dir also.

Aber wahrscheinlich war Trockengemüse früher gar nicht so unüblich, denn du bekamst nicht das ganze Jahr über frisches Gemüse aus aller Welt. Es gab nicht die heutigen Transportmöglichkeiten und auch keine ausreichenden Lagerungs- und Kühlmöglichkeiten. Wir hatten in Berlin keinen Kühlschrank, nur eine "Kühltruhe". Das war eine kleine gut isolierte Truhe, in die im Abstand von ein paar Tagen ein großer Eisblock hineinkam. Ich habe noch den Ruf im Ohr: "Der Eismann ist da, der Eismann ist da". Heute kommt ja noch ab und zu ein Gemüsewagen durch die Straßen. Immer wenn ich die Glocke höre und den langgezogenen Ruf: "Kartoooofeelnnn", denke ich an den Berliner Eismann.

Auch Christoph und ich hatten in den ersten zwei Jahren keinen Kühlschrank.
Das war gar nicht so einfach, denn 1959 hatten wir einen sehr heißen Sommer, und für das Baby, Michael, brauchten wir auch übers Wochenende frische Milch. Mit kleinen Eisplatten, die wir in Zeitungspapier wickelten, half uns das Reformhaus aus. Wie bequem ist es doch heute mit dem Tiefkühlschrank, den ich zwar auch erst seit drei Jahren habe, mir aber gar nicht mehr wegdenken kann.

Jetzt aber zurück zu den gelben Rüben bzw. zum gemischten Gemüse.
Dieses Gemüse habe ich als Kind sehr oft bekommen. Dank eines kleinen Schrebergartens dann auch mit frischen Mohrrüben, denn bald nach dem Krieg hatten meine Eltern in der Laubenkolonie an der Napoleon-Kaserne (im Dritten Reich hieß sie Hermann-Göring-Kaserne, nun Napoleon, da der Wedding zum französischen Sektor von Berlin gehörte) ein kleines Gärtchen gepachtet. Da gab es dann frische Erbsen, Mohrrüben und andere Gemüse.

Zu der Zeit hatte ich die Idee, Gärtnerin zu werden.

Da fällt mir eine kleine Heldentat aus meiner Kindheit ein.
Ich war zwölf oder dreizehn Jahre alt, als ich vom Baden im Plötzensee mit dem Fahrrad auf einem einsamen Weg an der Laubenkolonie nach Hause fuhr. Plötzlich versperrten mir zwei Jungen in meinem Alter den Weg. Sie griffen in meinen Lenker, ich stürzte auf den Schotterweg, war verletzt, blutete heftig an den Beinen und mein Fahrrad war total verbogen. Die beiden verschwanden lachend und ich schob mein Rad nach Hause.

Ich war empört und traurig. Das Fahrrad war mein ganzer Stolz. Ich hatte es zu meinem zehnten Geburtstag bekommen – in der Nachkriegszeit Luxus pur.

Zu Hause waren weder meine Eltern noch meine Schwester. Und so machte ich mich zu Fuß allein auf zurück zum Plötzensee, wo ich die bösen Buben vermutete.

Auf dem Badegelände habe ich sie schnell entdeckt.
Ich war so wütend, die beiden hatten keine Chance. Ich schnappte mir eins ihrer Fahrräder und zwang sie so, mir zu folgen. Ich nahm den Weg durch die Laubenkolonie in der Hoffnung, dass ich von einem Blumen gießenden Gärtner Hilfe bekommen könnte. Die beiden Jungen versuchten natürlich die ganze Zeit, mir das Fahrrad zu entreißen und abzuhauen. Ich sehe mich heute noch, das Rad durch die schönen Gärten schieben - im Schlepptau die Missetäter. Es gab keinen hilfreichen Gärtner. Ich habe es alleine nach Hause geschafft.

Das Fahrrad der Jungen kam in unseren Keller in der Togostraße. Sie bekamen ihr Rad erst wieder zurück, nachdem sie die Reparatur meines Rads bezahlt hatten. Und wahrscheinlich nach ernsten Gesprächen unserer Eltern.

Nach dem Abenteuer war ich natürlich noch im Krankenhaus. Zur Sicherheit brauchte ich eine Tetanusspritze.


Für ein gemischtes Gemüse braucht man:
zu gleichen Teilen frische, grüne Erbsen und Mohrrüben
Petersilie und/oder Schnittlauch
ein kleines Stück Butter

Man kann auch tiefgefrorene Erbsen nehmen.

Die Erbsen aus den Schoten pellen. Aufpassen - manchmal sind da kleine Würmer drin. Von zarten Schoten kann man auch die innere Haut abziehen und die Schoten mit in das Gemüse geben. Das ist aber viel Arbeit. Die Mohrrüben waschen, abschaben und in Scheiben schneiden oder vierteln. Beim echten GG werden sie geviertelt. Beide Gemüse in wenig Salzwasser kochen. Wenn du tiefgefrorene Erbsen nimmst, mußt du die Mohrrüben erst halbweich kochen, bevor du die Erbsen dazugibst.

Danach in Butter schwenken und mit den kleingeschnittenen Kräutern servieren.

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